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Montag, 09.09.2024

Amtshaftungsansprüche

Ein Überblick



von
Erika Braun
Rechtsanwältin

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Amtshaftungsansprüche spielen im deutschen Rechtssystem eine zentrale Rolle, wenn es um die Haftung des Staates für das Fehlverhalten seiner Amtsträger geht. Sie bieten Bürgern die Möglichkeit, Schadensersatz zu verlangen, wenn sie durch rechtswidriges und schuldhaftes Handeln von Beamten oder anderen Amtsträgern geschädigt wurden. Dieser Artikel beleuchtet die rechtlichen Grundlagen, Voraussetzungen und Verfahren von Amtshaftungsansprüchen.

 

Rechtliche Grundlagen

Die rechtliche Grundlage für Amtshaftungsansprüche in Deutschland bildet § 839 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) in Verbindung mit Artikel 34 des Grundgesetzes (GG).

  • § 839 BGB: Dieser Paragraph regelt die Haftung eines Beamten, wenn dieser seine Amtspflichten verletzt und dadurch einem Dritten einen Schaden zufügt.
  • Artikel 34 GG: Dieser Artikel bestimmt, dass die Haftung des Beamten auf den Staat (Bund oder Länder) übergeht. Der Staat kann unter bestimmten Voraussetzungen den Beamten im Innenverhältnis in Regress nehmen.

 

Voraussetzungen für Amtshaftungsansprüche

Damit ein Amtshaftungsanspruch erfolgreich geltend gemacht werden kann, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein:

1. Handeln eines Amtsträgers: Der Schaden muss durch das Handeln eines Amtsträgers (Beamte, Angestellte im öffentlichen Dienst) entstanden sein. Auch Personen, die mit öffentlichen Aufgaben betraut sind, können zu den Amtsträgern zählen.

2. Amtspflichtverletzung: Der Amtsträger muss seine Amtspflichten verletzt haben. Dies kann durch aktives Handeln oder durch Unterlassen geschehen. Die Amtspfllichten ergeben sich aus Gesetzen, Verordnungen, Dienstanweisungen oder allgemeinen Dienstpflichten.

3. Rechtswidrigkeit: Die Handlung oder das Unterlassen des Amtsträgers muss rechtswidrig sein. Das bedeutet, dass kein rechtfertigender Grund vorliegen darf, der das Verhalten des Amtsträgers legitimiert.

4. Verschulden: Der Amtsträger muss schuldhaft gehandelt haben, also vorsätzlich oder fahrlässig. Fahrlässigkeit bedeutet, dass der Amtsträger die im Verkehr erforderliche Sorgfalt außer Acht gelassen hat.

5. Kausalität: Es muss ein ursächlicher Zusammenhang zwischen der Amtspflichtverletzung und dem entstandenen Schaden bestehen.

6. Schaden: Es muss ein konkreter Schaden entstanden sein, der bezifferbar ist. Hierzu zählen sowohl materielle als auch immaterielle Schäden.

 

Verfahren bei Amtshaftungsansprüchen

Der Weg zur Durchsetzung von Amtshaftungsansprüchen kann verschiedene Schritte umfassen:

1. Geltendmachung des Anspruchs: Der Geschädigte muss den Anspruch zunächst beim zuständigen Träger der öffentlichen Gewalt (z.B. Kommune, Land, Bund) geltend machen. Dies erfolgt in der Regel schriftlich und unter Darlegung aller relevanten Tatsachen und Beweismittel.

2. Außergerichtliche Einigung: In vielen Fällen wird versucht, eine außergerichtliche Einigung zu erzielen. Hierzu können Vergleichsverhandlungen per Mediationen beitragen.

3. Klage vor dem Zivilgericht: Scheitert eine außergerichtliche Einigung, kann der Geschädigte Klage vor dem zuständigen Zivilgericht erheben. In der Regel ist das Landgericht zuständig.

4. Beweislast: Der Kläger, also der Geschädigte, trägt die Beweislast für die Amtspflichtverletzung, die Rechtswidrigkeit, das Verschulden und den Schaden. Dies kann in der Praxis eine erhebliche Hürde darstellen.

5. Verjährung: Amtshaftungsansprüche unterliegen der Verjährung. Die regelmäßige Verjährungsfrist beträgt drei Jahre und beginnt mit dem Schluss des Jahres, in dem der Anspruch entstanden ist und der Geschädigte von den anspruchsbegründenden Umständen Kenntnis erlangt hat oder ohne grobe Fahrlässigkeit hätte erlangen müssen.

 

Besonderheiten

Haftungsausschlüsse: In einigen Fällen kann die Haftung ausgeschlossen sein, zum Beispiel bei Tätigkeiten im Bereich der Gesetzgebung oder der Rechtsprechung. Hier greift der sogenannte „Hoheitsakt“, der unter bestimmten Voraussetzungen von der Amtshaftung ausgenommen ist.

Regress des Staates: Der Staat kann bei grober Fahrlässigkeit oder Vorsatz des Amtsträgers im Innenverhältnis Regress nehmen, das heißt, er kann den Beamten für den entstandenen Schaden haftbar machen.

 

Fazit

 Amtshaftungsansprüche bieten Bürgern eine wichtige Möglichkeit, Schadensersatz für rechtswidriges und schuldhaftes Handeln von Amtsträgern zu erlangen.

Die Ausführungen stellen erste Informationen dar, die zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung aktuell waren. Die Rechtslage kann sich seitdem geändert haben. Zudem können die Ausführungen eine individuelle Beratung zu einem konkreten Sachverhalt nicht ersetzen. Bitte nehmen Sie dazu Kontakt mit uns auf.


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